Dicke Hornbrille, die Kleidung der großen Geschwister, die Nase immer in Bücher gesteckt und im Unterricht immer der erste, der den Finger hebt. Auch wenn sich die Zeiten ändern – jeder weiß, wer gemeint ist – der Streber.
In Familienkreisen sind fleißige Kinder, die immer gute Noten nach Hause bringen, gern gesehen. Dem ist jedoch nicht so, wenn es um Mitschüler geht. Aus Neid werden gute Schüler von Leistungsschwächeren bewusst ausgegrenzt, gehänselt und als „Streber“ bezeichnet.
Kein Wunder, dass sich viele Kinder mit schlechteren Noten zufrieden geben, um diesem Spießrutenlauf zu entgehen. Zumindest sieht Prof. Dr. Klaus Boehnke von der University Bremen genau in diesem Faktor die Gründe für das schlechte Abschneiden deutscher Schulen in der PISA-Studie. Bei Mädchen sei der Wunsch nach Anerkennung und Beliebtheit besonders stark ausgeprägt, so dass viele Mädchen mit Nachlässigkeit dann tatsächlich auch leistungsschwächer werden.
- Warum sind Streber unsympathisch?
Zum einen Teil ist es natürlich, wie schon angedeutet, der Neid. Doch es lässt sich nicht abstreiten, dass strebsamen Kindern meist soziale Kompetenzen fehlen. Da sie meist mit Lernen beschäftigt sind, fehlt es ihnen einfach an Übung im Umgang mit anderen Kindern. Das fehlende Selbstbewusstsein kommt noch erschwerend hinzu.
- Tipps für Eltern:
- Sollte Ihr Kind unter der Ausgrenzung und den Beschimpfungen leiden, versuchen Sie ihm zu erklären, dass Streber kein Schimpfwort im eigentlichen Sinne ist. Versuchen Sie ihm die Bedeutung klar zu machen und ermutigen Sie es sich vielleicht einfach selbst als Streber zu bezeichnen. Damit verschwindet der bittere Beigeschmack automatisch und „Streber“-Rufe durch Mitschüler können ihm nichts mehr anhaben.
- Sie sollten niemals versuchen den Ergeiz Ihres Kindes zu drosseln. Es könnte sonst rüberkommen, als ob Lernen etwas Falsches wäre. Sorgen Sie stattdessen dafür, dass es auch soziale Fähigkeiten erlangt und so etwas wie Teamgeist entwickelt. Dies gelingt am einfachsten in Sportvereinen oder Hobbys, bei denen man nur als Gruppe oder Mannschaft funktioniert.
- Schaffen Sie Gelegenheiten, bei denen Ihr Kind unter anderen Kindern ist. Das gilt auch für Ihr eigenes Haus. Laden Sie Bekannte oder Nachbarn mit gleichaltrigen Kindern zum Spielen ein. Sie könnten zum nächsten Geburtstag auch heimlich eine große Party organisieren und die ganze Klasse einladen. Heimlich deshalb, damit Ihr Kleines nicht traurig ist, wenn wirklich keiner kommt.
- Erklären Sie Ihrem Kind, dass es hilfreich sein kann, dass eigene Wissen auch weiterzugeben – also vorsagen und abschreiben lassen, kann auch der Zugang zu den Mitschülern sein. Jedoch sollte das ohne Prahlerei ablaufen, sonst wird Ihr Kind womöglich ganz schnell vom Streber zum „Besserwisser“ der Schule.
- Wenden Sie sich auch an den Klassenlehrer. Er könnte durch eine bewusste Sitzordnung die Bildung von Lerngemeinschaften ankurbeln. Bringen Sie den Lehrer im Interesse Ihres Kindes dazu, ihn nicht als Messlatte für die anderen Schüler zu verwenden. Das ständige Vorlesen guter Arbeiten bringt bei Schülern nämlich genau das neidvolle Verhalten hervor, welches dann zu Hänseleien führt.
- Gehört Ihr Kind nicht zu der Kategorie „Streber“, so vermeiden Sie Vergleiche wie: „Du solltest dir ein Beispiel an Lisa nehmen“. Mit diesen Aussagen schüren Sie ebenfalls unerwünschte Neidgefühle.
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